Immer mehr Gasthäuser und Kneipen im Land schließen. In den Städten, aber vor allem im ländlichen Raum bringen wirtschaftliche und soziale Entwicklungen Wirte dazu, ihre Betriebe zu schließen. So verschwinden viele dieser öffentlichen Treffpunkte Stück für Stück aus den Gemeinden – und hinterlassen eine Lücke.
Nach Daten des Statistischen Bundesamts ist die Zahl aller Gastronomie-Betriebe in Rheinland-Pfalz seit 2003 um 20 Prozent gesunken, die der Schankwirtschaften, wie Kneipen im Steuerrecht heißen, sogar um 40 Prozent. Gab es im Schnitt es pro Gemeinde vor 20 Jahren noch etwa 1,7 Kneipen, ist es mittlerweile im Schnitt weniger als eine. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen ländlichen Regionen und den Städten. In den Stadtzentren sind Kneipen aufgrund eines größeren Publikums oder ihres Status als Studenten- und Szenekneipen weniger betroffen.
Die Gründe für den Schwund sind vielfältig: Inflation, steigende Mieten und Kosten sowie der Personalmangel bringen viele Wirte dazu, über eine Geschäftsaufgabe nachzudenken. Besonders die Corona-Pandemie war ein einschneidender Moment, der viele Betreiber dazu bewegte, aufzuhören. Im Vergleich zum Jahr 2019 erwirtschaftete die deutsche Gastrobranche 2021 fast 30 Prozent weniger Umsatz, die sogenannte getränkegeprägte Gastronomie sogar fast 40 Prozent weniger.
Dazu kämen laut Gereon Haumann, dem Präsidenten des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Rheinland-Pfalz, politische Entscheidungen wie das Rauchverbot und die Absenkung der Promillegrenze beim Autofahren. Aber auch das Konsumverhalten der Menschen hat sich geändert. „Für sich genommen sind das sicher richtige Entscheidungen, für die Wirte führen sie aber zu einem geringeren Umsatz“, so Haumann. Der Dehoga spricht sich außerdem gegen eine Mehrwertsteuererhöhung zurück auf das Vor-Pandemie-Niveau aus.
Ein weiterer Grund für den Gaststättenschwund: Die Kneipe ist nicht mehr der einzige Treffpunkt. Teilweise ersetzen das Fitnessstudio und Social Media das früher übliche Feierabendbier. Und besonders die Jüngeren konsumieren weniger und bewusster Alkohol: Laut Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure trank der Durchschnittsdeutsche im Jahr 2000 noch 125 Liter Bier. 2020 waren es nur noch gut 95 Liter.